Samstag, 25. Februar 2012

Zurück zur Normalität

Es ist ja nicht so, dass ich nicht noch andere Dinge zu tun hätte, außer krank zu sein. Und um die habe ich mich in den darauffolgenden Tagen gekümmert. Das Wichtigste haben wir gleich noch am Sonntag nach der Entlassung gemacht: Die Anmeldung zum Facharztprüfung zur Ärztekammer in Düsseldorf gebracht. Weil man ja nebenbei auch noch ne Prüfung zu bestehen hat. Und vor einigen Tagen habe ich auch die Zulassung bekommen, jui! Achso: Mit diesem Post sind wir im Hier und Jetzt angekommen. Heute ist Samstag, der 25.2., seit der OP sind knapp dreieinhalb Wochen vergangen. Und in diesem Post werde ich erzählen, was seit der Entlassung bis heute passiert ist. Und ab morgen möchte ich hier nur noch Fortschritte dokumentieren.
Also: Die Schmerzen hinterher waren schon ganz ordentlich, aber mit Schmerzmitteln gut in den Griff zu bekommen. Die Bandage trage ich bis heute Tag und Nacht, ich nehme sie eigentlich nur zum Duschen ab. Wie ihr seht, ist die Wundheilung schon recht weit. Die Fäden sind raus. Kurz nach der Entlassung habe ich mich um eine Physiotherapie gekümmert und bei Handarbeit in Essen-Rüttenscheid ein tolles Team von Therapeuten gefunden, die sich echt Mühe geben. Leider gelingt noch nicht viel: Eigentlich dürfte die Physiotherapeutin meinen Arm mittlerweile auf 90° anheben, das gelingt aber schmerzbedingt nicht. Maximal 65° haben wir bisher geschafft. Ich hoffe, dass sich das nächste Woche deutlich steigert. Und beeindruckend ist der Muskelschwund. Ich hatte ja geschrieben, dass ich auch nicht außenrotieren darf. Mittlerweile sind die Muskeln derart verkürzt, dass ich gar nicht außenrotieren kann. Naja, beim Operateur stelle ich mich am 15.3. vor und dann wird er den Arm hoffentlich in der Beweglichkeit freigeben.Und dann wartet noch viel Arbeit auf die Physios... Hoffentlich bleibt das nicht so, sonst hätte man sich die OP auch sparen können.
So, aber jetzt reden wir mal von dem, was zunehmend besser klappt: Ich werde wieder selbstständiger. Am Anfang war ich so unsicher, dass ich bei allem Hilfe brauchte. Allein Duschen oder Anziehen? Unmöglich. Allein das Essen schneiden? Unmöglich. Aber erstens habe ich das Gefühl, dass so langsam Stabilität in die Osteosynthese reinkommt und man wird natürlich auch erfinderischer mit der Zeit, wenn tagsüber keiner da ist zum Helfen. Dennoch: Ich kann nix mit Ärmeln allein anziehen - ein Glücksfall, dass ich so viele ärmellose Laufshirts habe. Schmerzen, ja immer noch gelegentlich bei unglücklichen Bewegungen und dann vom Gefühl her sicher noch vom Knochen kommend. Ansonsten geht es. Blöd ist nur die Schulterfixbandage nachts. Gut, sie verhindert unbewußte Bewegungen im Schlaf, die ich nicht machen darf, hauptsächlich aber dadurch, dass sie effektiv Schlaf an sich verhindert. Je nachdem, wie müde ich bin, sind zur Zeit meistens 3-4, wenn es hochkommt, mal 6 Stunden Schlaf mit Unterbrechungen drin. Und das wird wohl noch eine Weile so bleiben, denn ob ich Mitte März auch nachts auf die Bandage verzichten kann, steht in den Sternen. Die Zwangshaltung, die sie dem Arm aufdrückt, ist dann etwas, was ich nach längerem Liegen schmerzhaft merke. Ist aber sicher Muskelschmerz, denn wenn ich aufstehe, und den Arm etwas bewege, sind die Schmerzen sofort weg.

Die ersten Tage danach...

So, jetzt weiß ich auch, was Narkose ist - also selbst erlebt, statt nur dabei zuzusehen. War angenehmer als ich gedacht hätte. Bin sehr sanft wachgeworden. Der erste Tag und die erste Nacht waren aber dann doch von Schmerzen getragen. Gottseidank hatte ich vor der OP einen sogenannten Skalenuskatheter bekommen. Das ist ein kleiner Schlauch, der lokales Betäubungsmittel an die Nerven bringt. Der war echt ein Segen und ohne ihn wäre das Ganze sicher zu einem denkwürdigen Ereignis geworden - im negativen Sinne. Interessant dabei: Ich hatte Juckreiz, wo ich keinen hätte haben dürfen: im betäubten Arm! Da hilft dann auch kein Kratzen. Spooky. So muss Phantomschmerz sein. Auf diesem Weg vielen Dank an Dr. Ezgimen - sie haben bei mir was gut! Nachteil des Katheters: Je besser die Schmerzstillung, umso weniger kann man den Arm bewegen. Aber das soll ich ja sowieso nicht, doch dazu später mehr. Hab einige Stunden postoperativ ein Foto mit meinem Handy gemacht. Wie ihr am unteren Bildrand seht, habe ich den Arm in einer grauen Bandage, mein bester Freund für die mindestens 6 nächsten Wochen. Die Bandage verhindert, dass ich den Arm anhebe oder außenrotiere, denn diese Bewegungen sind verboten. Außerdem seht ihr den Schnitt (7cm), einen Drainageschlauch und den Schmerzkatheter. Die nächsten 3 Tage im Krankenhaus waren mäßig spannend: ich hab Schmerzmittel bekommen und eine Physiotherapeutin hat mir gezeigt, wie ich mit einer Motorschiene umgehen muss. Eine Motorschiene hebt den Arm bis zu einer voreingestellten Gradzahl an. Die habe ich in den 3 Tagen, die ich noch im Krankenhaus bleiben musste, auch rege frequentiert. Und die Schläuche verschwanden nach und nach. Und am Sonntag, den 5.2. wars dann soweit, ich durfte wieder nach Haus.

Mittwoch, 22. Februar 2012

Anfang Februar 2012: die Operation

So, am 2.2. diesen Jahres war es dann soweit - die länger geplante Operation stand an und ich - der Arzt - durfte selbst die böse Seite der Nadel kennenlernen. Als Operateur hatte ich mir Dr. T. Patsalis, Krankenhaus St. Josef in Wuppertal ausgesucht. Ich war schon ein wenig nervös, war ich ja bisher noch nie operiert worden, nie Narkose usw. Was geschah in den 3 Stunden, in denen ich abwesend war? Zur Erklärung hier 2 Röntgenbilder: Das Erste kennt Ihr schon. Das Zweite ist nach der Operation aufgenommen worden. Zunächst wurde nach Narkoseeinleitung eine Arthroskopie (Gelenkspiegelung) durchgeführt. Hierbei wird das Gelenk über 3 kleine Schnitte mit einer Kamera untersucht. Es zeigte sich das kleine Knochenfragment, welches geborgen werden konnte und sich heute in meinem Besitz befindet. Alles raus, was keine Miete zahlt. An der Stelle, wo es eigentlich hätte sitzen sollen, war ein größerer knöcherner Defekt, der arthroskopisch nicht zu reparieren war, sodass dann offen die Operation nach Bristow und Latarjet durchgeführt wurde. Auf dem postoperativen Röntgenbild seht Ihr, dass neben einer Schraube an der Stelle, wo eigentlich das Knochenfragment hätte sitzen sollen, jetzt wieder Knochen ist (Pfeil). Und wo der herkommt, seht ihr an dem Kreis. Man verwendet bei der Operation den Rabenschnabelfortsatz (Warum der so heißt - keine Anhnung, mich erinnert der an alles Mögliche, aber sicher keinen Raben), der sich am Schulterblatt befindet und dessen An- bzw. Abwesenheit man auf den Bildern gut erkennen kann.

Die Biomechanik der Operation wird durch die beiden Schemata gut erklärt: Am Rabenschnabelfortsatz hängen nämlich noch 2 Muskelursprünge: einer der beiden Bizepsköpfe und der musculus coracobrachialis. Die mussten mitumziehen und sollen in Zukunft bei Überkopfbewegungen wie eine Hängematte funktionieren. Das Knochenfragment selbst wirkt wie eine knöcherne Schranke nach vorne-unten (Genau: der Arm luxiert schließlich immer nach vorne-unten). Wer sich das Ganze mal als Video ansehen möchte (Ganz ohne Blut): Latarjet-Animation

Was bisher geschah (3)...

Und so ging's die nächsten ca. 15 Jahre weiter. Ging ganz gut, solange ich Überkopfbewegungen vermied. Das geht naturgemäß nicht immer und dementsprechend gab es eine erneute Luxation immer dann, wenn ich den Arm  über dem Kopf hatte und nicht gut aufgepasst habe (Kam ca. 1x im Jahr vor und tat immer noch verdammt weh).War aber zu tolerieren. Im Übrigen konnte man ja an einer angeborenen Instabilität eh nix machen. Wie diejenigen wissen, die mich gut kennen betreibe ich seit ca. 3 Jahren leidenschaftlich gern Sport. Erst Laufen, dann Triathlon. Triathlon - da war doch was? Genau: Kraulen - Überkopfsport :-).
Zudem fiel mir über die Jahre auf, dass es immer leichter wurde, eine Luxation auszulösen. So ein Gelenk wird davon eben nicht besser. Also habe ich im November 2010 ein MRT der Schulter machen lassen. Und plötzlich passte alles ineinander: Diagnose Bankartfraktur, ich erinnerte mich an den Sturz und so wird dann auch wieder ein Schuh draus. Also erneute Konsultation eines Orthopäden, der mir eine Operation empfahl. Damals passte es aus diversen Gründen überhaupt nicht, sodass wir jetzt erneut einen Zeitsprung machen können bis zum 2.2.2012.

Was bisher geschah (2)...

Ein paar Monate später ging es dann los - Überkopfbewegung, Auskugeln (Luxation). Erfreulicherweise sprang der Oberarmkopf aber auch direkt wieder rein. Tat trotzdem sehr weh und machte mir auch Sorgen. Nachdem das dann ein paar Tage später erneut passierte, ging ich auch zum Orthopäden. Den Sturz an sich hatte ich längst vergessen. Der Orthopäde untersuchte gründlich und fertigte auch ein Röntgenbild an. Das Knochenfragment von dem u.a. Röntgenbild war damals noch nicht zu sehen! Und so diagnostizierte er eine angeborene Instabilität bei laxem Bandapparat. Krankengymnastik, sonst nix. Hab ich brav gemacht. und Überkopfbewegungen vermieden. Warum die so fies sind, erklären Euch diese Abbildungen: Genau da, wo der Oberarmkopf sich abstützen müsste, fehlt Substanz. Und dann rutscht der nach vorne unten aus dem Gelenk, genauso wie wenn jemandem die Hängeatte unter dem A*** reißt. Und genauso überraschend, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.

Dienstag, 21. Februar 2012

Was bisher geschah (1)...

Es wird so ca. 15 Jahre her sein, ums Abitur rum, da gabe es einen längeren und kälteren Winter. Im Rahmen dieses Winters wurde es stellenweise auch mal glatt und wie es eben so kommt - man legt sich auf die Nase. So auch ich. Im Rahmen dessen habe ich mir dann eine Abscherfraktur an meiner linken Schulter zugezogen, wie man auf dem Röntgenbild sehen kann. Das kleine Knochenfragment unterhalb des Oberarmkopfes gehört eigentlich auf den Schulterpfannenrand, und zwar unten vorn. Das nennt man Bankart-Fraktur. Diese entsteht im Rahmen eines Auskugelns der Schulter wie oben beschrieben durch Abscheren. Normalerweise springt bei dem Auskugeln (Luxation) der Oberarmkopf auch aus dem Gelenk und bleibt dann draußen. So nicht bei mir, sondern er sprang von selbst wieder rein. Tat 3 Tage weh, führte zu keiner Arztkonsultation. Wäre er draußen geblieben, es hätte die Diagnosefindung leichter gemacht, aber egal. Und so ging ich nach Hause und nach 3 Tagen tats auch nicht mehr weh. Normaler Sturz halt.

Montag, 20. Februar 2012

Los geht's

So, jetzt fange ich auch mit dem Bloggen an. Die böse Seite der Nadel war die Idee, den Heilungsfortschritt meiner Schulter elektronisch zu dokumentieren. In erster Linie für mich selbst als eine Art Tagebuch gedacht, aber wen es interessiert, der kann auch gern mitlesen. Besonders interssant für andere wird's wohl eher nicht. Perspektivisch werden sich die Posts nach der Heilung mit der Wiederaufnahme meiner sportlichen Tätigkeiten befassen, d.h. in erster Linie Laufen und Triathlon.